Journaling: Ein Werkzeug für emotionale Balance und klare Entscheidungen
Authentische Führung und klare Entscheidungen
Führungskräfte stehen täglich vor komplexen Entscheidungen, die nicht nur strategische Klarheit, sondern auch emotionale Balance erfordern. Um als authentisch wahrgenommen zu werden, ist es erforderlich, dass Führungskräfte regelmäßig in sich gehen, ihre Werte und Überzeugungen reflektieren und sicherstellen, dass ihr Handeln mit diesen im Einklang steht. Journaling, das bewusste Schreiben, ist weit mehr als nur eine Methode zur Selbstreflexion – es ist ein Werkzeug, um Gedanken zu ordnen, Entscheidungen zu erleichtern und emotionale Stärke aufzubauen. Dieser Artikel zeigt, wie Sie Journaling in Ihrem Führungsalltag einsetzen können, um innere Klarheit und äußere Wirksamkeit zu fördern.
Schreiben hilft nicht nur Gedanken zu sortieren sondern auch Stress zu reduzieren
Warum Journaling ein Gamechanger für Führungskräfte ist
Journaling ist nicht nur ein beliebtes Instrument der Persönlichkeitsentwicklung, sondern auch wissenschaftlich fundiert. Studien, wie die von Smyth (1998), belegen, dass das Schreiben über Emotionen die psychische und körperliche Gesundheit positiv beeinflusst. Für Führungskräfte, die oft unter Druck Entscheidungen treffen müssen, bietet Journaling eine Möglichkeit, innezuhalten, zu reflektieren und neue Perspektiven zu gewinnen.
Verbindung zu bisherigen Methoden
In unseren bisherigen Artikeln haben wir uns intensiv mit Entscheidungsfindung beschäftigt:
Innere Dynamiken überwinden: Wie Verlustängste und Kontrollbedürfnis Entscheidungsprozesse beeinflussen (Teil 1).
Kreative Lösungsansätze finden: Wie Sie mit der „5-W“-Technik und dem Tetralemma neue Perspektiven entdecken (Teil 2).
Mut zur Entscheidung: Praktische Schritte, um Entscheidungsängste aktiv zu bewältigen (Teil 3).
Journaling ergänzt diese Ansätze ideal. Es verbindet emotionale Reflexion mit kognitiver Klarheit und hilft, Blockaden zu lösen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
4 kraftvolle Fragen für Ihre Journaling-Praxis
Die folgenden Fragen sind nicht nur leicht umzusetzen, sondern speziell auf die Herausforderungen von Führungskräften abgestimmt. Sie fördern emotionale Balance, stärken Ihr Selbstbewusstsein und unterstützen Sie dabei, klarere Entscheidungen zu treffen.
1. Was hat mich heute inspiriert oder zum Staunen gebracht?
Momente des Staunens fördern kreatives Denken und unterbrechen negative Gedankenspiralen. Ob ein inspirierendes Gespräch oder ein beeindruckender Sonnenaufgang – diese Frage lenkt den Blick auf das Positive.
Wissenschaftlicher Hintergrund: Keltner & Haidt (2003) zeigen, dass Ehrfurcht das Wohlbefinden steigert und Verbundenheit fördert.
Anwendung: Schreiben Sie über einen Moment, der Sie heute inspiriert hat, und reflektieren Sie, wie er Ihre Perspektive verändert hat.
2. Was habe ich heute erreicht, auf das ich stolz bin?
Diese Frage stärkt Ihr Selbstvertrauen und zeigt Ihnen, dass Sie auch unter Druck erfolgreich handeln können.
Wissenschaftlicher Hintergrund: Stolz ist ein Schlüsselmotivator und stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit (Tracy & Robins, 2007).
Anwendung: Notieren Sie, auf welche Handlung oder Entscheidung Sie heute stolz sind und warum.
3. Wann habe ich mich sicher und entspannt gefühlt?
Das bewusste Nachspüren von Sicherheit und Geborgenheit schafft emotionale Stabilität, auch in hektischen Zeiten.
Wissenschaftlicher Hintergrund: Fredrickson (2001) zeigt, dass positive Emotionen langfristig psychische Ressourcen stärken.
Anwendung: Schreiben Sie über einen Moment, in dem Sie sich sicher gefühlt haben. Reflektieren Sie, wie Sie dieses Gefühl im Alltag stärken können.
4. Wofür bin ich heute dankbar?
Dankbarkeit lenkt den Fokus auf das Wesentliche und stärkt soziale Bindungen – eine wertvolle Ressource für Führungskräfte.
Wissenschaftlicher Hintergrund: Emmons & McCullough (2003) zeigen, dass Dankbarkeit Lebenszufriedenheit und Resilienz fördert.
Anwendung: Listen Sie drei Dinge auf, für die Sie heute dankbar sind, und erklären Sie, warum diese wichtig für Sie sind.
Journaling als Entscheidungshilfe
Journaling kann insbesondere bei schwierigen Entscheidungen helfen, Klarheit zu gewinnen. Indem Sie Ihre Gedanken niederschreiben, ordnen Sie nicht nur Ihre Optionen, sondern reflektieren auch Ihre inneren Dynamiken. So lässt sich das Grübeln, das Entscheidungen oft blockiert, reduzieren.
Beispiel aus der Praxis
Ein ehemaliger Klient stand vor der Entscheidung, ob er in den USA bleiben oder nach Deutschland zurückkehren sollte. Er fühlte sich durch die Vielzahl an Faktoren gelähmt. Durch Journaling, das auf den oben genannten Fragen basierte, konnte er seine Ängste identifizieren, die Vor- und Nachteile klar benennen und letztlich eine Entscheidung treffen, die sich für ihn richtig anfühlte.
So integrieren Sie Journaling in Ihren Alltag
Tageszeit wählen: Finden Sie eine Zeit, die zu Ihrem Rhythmus passt – morgens für Klarheit oder abends zur Reflexion.
Kleine Schritte: Beginnen Sie mit einer Frage pro Tag und steigern Sie sich allmählich.
Rituale schaffen: Schaffen Sie eine angenehme Umgebung, z. B. mit Tee oder entspannter Musik.
Fazit: Journaling für Ihre Führungsstärke
Journaling ist ein kraftvolles Werkzeug, um emotionales Gleichgewicht zu fördern und fundierte Entscheidungen zu treffen. Es ergänzt Methoden wie die „5-W“-Technik oder das Tetralemma und bietet Ihnen die Möglichkeit, innere Ressourcen zu stärken und Klarheit zu gewinnen. Probieren Sie es aus – schon 10 Minuten am Tag können einen großen Unterschied machen.
Weiterführende Literatur:
Smyth, J. M. (1998). Written emotional expression: Effect sizes, outcome types, and moderating variables. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 66(1), 174–184.
Keltner, D., & Haidt, J. (2003). Approaching awe, a moral, spiritual, and aesthetic emotion. Cognition and Emotion, 17(2), 297–314.
Fredrickson, B. L. (2001). The role of positive emotions in positive psychology. American Psychologist, 56(3), 218–226.
Emmons, R. A., & McCullough, M. E. (2003). Counting blessings versus burdens: An experimental investigation of gratitude and subjective well-being. Journal of Personality and Social Psychology, 84(2), 377–389.