Die Psychologie der Entscheidungsfindung (1): Warum manche zögern und andere handeln

Entscheidungen treffen und authentisch führen

Als Coach erlebe ich häufig Führungskräfte, die vor schwierigen Entscheidungen stehen: Sollten sie eine neue Position annehmen, sich weiterentwickeln oder in ihrer bisherigen Rolle bleiben? Die Unsicherheit, die mit solchen Entscheidungen einhergeht, ist weit verbreitet. Entscheidungen sind oft von einem inneren Konflikt geprägt, der sich in Zweifeln, Ängsten oder Überforderung äußert.

Ich erinnere mich an eine Klientin, die vor der Wahl stand, eine verantwortungsvollere Führungsposition anzunehmen oder in ihrer bisherigen Rolle zu bleiben. Obwohl sie fachlich und persönlich bereit war, zögerte sie – aus Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Durch gezielte Reflexion und das Erkennen ihrer Werte und Prioritäten fand sie den Mut, die neue Herausforderung anzunehmen.

Typische innere Dynamiken, die Entscheidungen beeinflussen

Entscheidungen sind selten rein rational. Aus der Perspektive eines Coaches sehe ich oft, wie tief verwurzelte emotionale und psychologische Muster den Entscheidungsprozess beeinflussen. Hier sind einige Dynamiken, die häufig auftreten:

  1. Verlustängste: Führungskräfte fürchten oft, dass eine Entscheidung irreversible Konsequenzen hat. Diese Ängste basieren häufig auf früheren Erfahrungen und blockieren den Mut zum Handeln.

  2. Unwille zum Verzicht: Viele möchten „alles“ haben – Karriere, Freizeit, Anerkennung. Diese Haltung führt dazu, dass jede Entscheidung als Verlust anderer Möglichkeiten empfunden wird.

  3. Überforderung: Führungskräfte sind oft mit einer Fülle von Optionen konfrontiert. Zu viele Wahlmöglichkeiten erschweren den Entscheidungsprozess.

  4. Konsequenzen vermeiden: Die Sorge um mögliche negative Ergebnisse lähmt oft. Die Angst vor Fehlern oder dem Verlust von Status und Anerkennung ist weit verbreitet.

  5. Kontrolldynamik: Das Bedürfnis, jederzeit die Kontrolle zu behalten, erschwert es, Risiken einzugehen und neue Wege zu erkunden.

  6. Nicht entscheiden wollen: Manche bewahren sich lieber alle Optionen, anstatt eine Wahl zu treffen. Dieses Zögern führt jedoch häufig zu Stagnation.

  7. Dilemmatazirkel: Wenn keine Option als ideal erscheint, bleiben viele Führungskräfte in einem Kreis aus Abwägungen gefangen, ohne zu einer Entscheidung zu gelangen.

Der erste Schritt: Verstehen und reflektieren

Als Coach unterstütze ich meine Klient:innen dabei, diese Dynamiken zu erkennen und zu hinterfragen. Ein zentraler Aspekt ist die Reflexion: Welche Ängste und Unsicherheiten prägen die Situation? Oft zeigt sich, dass die zugrunde liegende Frage nicht nur eine berufliche Entscheidung betrifft, sondern tief mit den persönlichen Werten und Zielen verbunden ist.

Ein treffendes Zitat von Johann Wolfgang von Goethe fasst es zusammen:

"Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun."

Reflexionsfragen für Führungskräfte:

  • Welche Ängste oder Unsicherheiten könnten Ihre Entscheidungen beeinflussen?

  • Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte, wenn Sie handeln?

  • Welche Unterstützung benötigen Sie, um mehr Klarheit zu gewinnen?

Ausblick auf Teil 2

Im nächsten Blog werde ich Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie durch gezielte Methoden und Übungen Ihre Entscheidungsfähigkeit stärken können. Dabei geht es nicht nur darum, Entscheidungen zu treffen, sondern auch darum, den Mut zu entwickeln, neue Wege zu gehen und Ihre Stärken zu nutzen.

Bis dahin denken Sie daran: Jede Entscheidung, die Sie bewusst treffen – oder vermeiden – hat Konsequenzen. Gemeinsam können wir daran arbeiten, dass Ihre Entscheidungen authentisch und wirkungsvoll sind.

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Die Psychologie der Entscheidungsfindung (2): Wie Sie die richtige Entscheidung treffen – und vielleicht noch mehr finden

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Führung in einer neuen Ära: Haltung, Authentizität und Mut